Projekt

Der Einfluss des Near-Hand-Effekts auf kognitive und emotionale Verarbeitungsprozesse bei der Nutzung von Multi-Touch-Oberflächen

Der Einsatz interaktiver Multi-Touch-Oberflächen nimmt kontinuierlich zu. Daher sind manuell bedienbare Benutzeroberflächen, wie Multi-Touch-Tische, Tablets oder Smartphones, heutzutage in vielen öffentlichen Einrichtungen und Privathaushalten zu finden. Diese Benutzeroberflächen ermöglichen eine direkte Manipulation externer Repräsentationen, ohne dass zusätzliche Eingabegeräte (z.B. Maus) benötigt werden. Daher stellt sich die Frage, wie manuelle Interaktionen gestaltet werden sollten, um Informationsverarbeitungsprozesse zu unterstützen.

Bisherige Untersuchungen mit einfachen Reaktionszeitaufgaben haben ergeben, dass bestimmte Stimuluskategorien in der Nähe der Hände effizienter verarbeitet werden als andere. Beispielsweise wurde gezeigt, dass visuell-räumliche Informationen (z.B. Bilder) in der Nähe der Hände einer besseren Verarbeitung unterliegen (Reed, Grubb, & Steele, 2006), während semantische Informationen (z.B. Wörter, Sätze) entweder schlechter verarbeitet werden (Davoli, Du, Montana, & Gaverick, 2010) oder von der Handnähe unbeeinflusst bleiben (Wang, Du, He, & Zhang, 2014), im Vergleich zu Versuchsbedingungen, in denen die Informationen weiter entfernt von den Händen präsentiert wurden. In verschiedenen Studien innerhalb dieses Projektes wurden diese Untersuchungen erweitert und der Einfluss der Handnähe auf das Erlernen visuell-räumlicher und verbaler Lerninhalte, auf kognitive Verarbeitungsprozesse (z.B. Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis) und auf die Emotionsregulation überprüft. Bisherige Ergebnisse zeigen, dass visuell-räumliche Inhalte von Bildern besser erinnert werden, wenn sie in der Nähe der Hände gelernt werden, während die Nähe der Hände auf das Lernen verbaler Inhalte von Texten keinen Einfluss hat (Brucker, Brömme, Ehrmann, Edelmann, & Gerjets, 2021). Darüber hinaus führt die Präsentation positiver Inhalte in Handnähe zu einer besseren Emotionsregulation, als wenn diese Inhalte in größerer Entfernung zu den Händen präsentiert werden (Ruiz Fernández, Lachmair, Rahona, & Gerjets, 2016). In weiteren Studien soll unter Berücksichtigung zusätzlicher Anwendungsbereiche überprüft werden, ob diese Ergebnisse generalisierbar sind.

  • Brucker, B., Brömme, R., Ehrmann, A., Edelmann, J., & Gerjets, P. (2021). Touching digital objects directly on multi-touch devices fosters learning about visual contents. Computers in Human Behavior, 119, Article 106708. https://dx.doi.org/10.1016/j.chb.2021.106708
  • Brömme, R., Gottschling, S., Brucker, B., & Gerjets, P. (2017, March). Upside down: hand proximity fosters attentional processing but not cognitive control in a visuospatial task-switching paradigm. 59. Conference of Experimental Psychologists (TeaP). Dresden. [Talk]
  • Ruiz Fernández, S., Lachmair, M., Rahona, J. J., & Gerjets, P. (2016, March). Grasping feelings: Proximity of hands to positive pictures boosts mood recovery. 58. Tagung experimentell arbeitender Psychologen (TeaP). Heidelberg. [Talk]

Teil der Arbeitsgruppe

Laufzeit

01/2013 - offen

Förderung

IWM-Haushaltsmittel

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Beteiligte

Publikationen (1)

  • Brucker, B., Brömme, R., Ehrmann, A., Edelmann, J., & Gerjets, P. (2021). Touching digital objects directly on multi-touch devices fosters learning about visual contents. Computers in Human Behavior, 119, Article 106708. https://doi.org/10.1016/j.chb.2021.106708

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