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10.3.2020
Was passiert in unserem Gehirn, wenn wir Buchstaben und Zahlen schreiben? Diese Frage beantwortete Stefanie Jung (Mitte im Bild) von der IWM-Nachwuchsgruppe Neurokognitive Plastizität bei ihrer Dissertationsverteidigung am 4. März. In ihrer Doktorarbeit stellt sie anhand verschiedener empirischer Studien vor, wie sich kognitive Verarbeitungsprozesse beim Schreiben von Buchstaben und Zahlen unterscheiden, aber auch wo es Überschneidungen gibt.
„Wir haben festgestellt, dass identische Hirnregionen für die motorische Planung und Ausführung von Schreibbewegungen aktiviert sind, wenn wir Zahlen und Buchstaben schreiben. Diese Regionen integrieren den Input dafür aber von spezifischen Hirnnetzwerken“, erklärte Stefanie Jung. Die Ergebnisse ermöglichen es, Beeinträchtigungen wie Dyslexie und Dyskalkulie besser zu verstehen und entsprechende Interventionsmöglichkeiten zu entwickeln. Die Doktorandin konnte aber auch zeigen, wie die Nutzung einer Tastatur Schreibprozesse bereits bei Kindern beeinflussen. Wenn Kinder im Experiment auf einer Tastatur tippten, verschlechterte sich ihre Groß- und Kleinschreibung im Vergleich zur Handschrift durch die zusätzliche motorische Komponente, die beim Drücken der Shift-Taste notwendig ist. Linguistische Prozesse, wie etwa das das Erkennen von Doppelkonsonanten und Regelwissen waren davon aber nicht betroffen. „Im digitalen Zeitalter ist dieses Wissen im Hinblick auf die Entwicklung orthographischer und arithmetischer Fähigkeiten unerlässlich“, so Stefanie Jung im Anschluss an ihre erfolgreiche Verteidigung.