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8.4.2020
Soziale Medien wie Facebook, Instagram oder YouTube können in der aktuellen Corona-Krise gegen Stress und Einsamkeit helfen, sagt Prof. Dr. Sonja Utz vom Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien. Fake News sind aber ein Problem – besonders in einem der sozialen Netzwerke. Wo sie dem Digitalen dennoch positive Impulse entnimmt und welche Rolle klassische Medien wie Zeitung, Radio, Fernsehen und Online-Portale in Zeiten des Coronavirus und des Social Distancing haben, erklärt die Psychologin im Podcast „Tonspur Wissen“ - jetzt anhören
Stressbewältigung durch soziale Medien
In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ist es nur noch über die sozialen Netzwerke möglich, seine Kontakte zu pflegen. Dazu kommt, dass „die Corona-Krise eine Stresssituation darstellt“, wie Prof. Dr. Utz sagt und daher viele Menschen die sozialen Medien auch dazu nutzen, sich von den negativen Schlagzeilen der Corona-Krise abzulenken.
Die Gefahr von Fake News lauert vor allem in WhatsApp-Gruppen
Die Möglichkeit, sich über die sozialen Medien zu informieren, steht momentan weniger im Vordergrund – wenngleich immer mehr Städte und Gemeinden die sozialen Netzwerke für sich entdeckt haben, um vor allem junge Leute zu erreichen. Angst vor Fake News müsse man laut Prof. Dr. Sonja Utz nicht haben. Denn falsche Informationen verbreiteten sich am ehesten über WhatsApp. „Das liegt daran, dass man auf den WhatsApp-Gruppen wenig Kontrolle hat“, berichtet Sonja Utz. Andere Anbieter wie Facebook oder YouTube hingegen setzen verstärkt auf Abwehrmaßnahmen im Kampf gegen Fake News.
Ein Gefühl von Solidarität
Dem Digitalen entnimmt Sonja Utz dennoch vor allem positive Impulse. Die Corona-Krise zeige, dass die Positivitätsnorm in den sozialen Netzwerken weiterhin gelte. „Die Solidarität in den Netzwerken nimmt weiter zu“, sagt die Social-Media-Expertin Utz, die auch vermutet, dass es weniger Neid-auslösende Posts geben wird: „Niemand kann schließlich aktuell Fotos von Urlauben, Restaurantbesuchen oder Partys posten.“
Eine Chance für die Wissenschaft
Neben den Initiativen zur gegenseitigen Unterstützung sieht Sonja Utz in der aktuellen Krise auch eine Chance: „Man verhilft der Wissenschaft zu einer neuen Popularität, wenn Forschende die sozialen Medien verstärkt nutzen, um ihre Arbeit der Gesellschaft zugänglich zu machen“, betont sie und verweist auf die aktuelle Popularität der Virologen. Die Psychologin jedenfalls hofft, dass viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch nach der Krise vermehrt in den sozialen Medien ihre Forschung präsentieren und einem breiten Publikum zugänglich machen.
Das Gespräch ist Teil der Podcastreihe „Tonspur Wissen“, die in gemeinschaftlicher Produktion von t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft entsteht. Bis auf Weiteres erscheinen dort täglich von Montag bis Freitag immer am Morgen neue Episoden, in denen die Wissenschaftsjournalistin Ursula Weidenfeld mit Leibniz-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen die neuesten Forschungsfragen diskutiert. Am 8. April sprach sie mit Prof. Dr. Sonja Utz, Psychologin und Leiterin der Nachwuchsgruppe Soziale Medien über die Rolle der sozialen Medien in der Corona-Krise.
Alle Podcast-Themen der Reihe rund um die Folgen des Coronavirus