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29.6.2021
Die psychologische Forschung war in der Vergangenheit immer wieder mit Krisen konfrontiert, von Betrugsfällen, Datenfälschungen, fragwürdigen Forschungsmethoden bis hin zur wohl größten Herausforderung der Replikationskrise. Diese markierte den Beginn eines Prozesses der Selbstreflexion in der Psychologie. Denn schließlich konnten vermeintlich signifikante Erkenntnisse aufgrund ihrer Nicht-Reproduzierbarkeit nicht mehr als gesichert gelten. Daraus resultierten zunehmende Zweifel an der Aussagekraft veröffentlichter psychologischer Studien.
Steht der Psychologie bereits die nächste Krise bevor? Dr. Jürgen Buder beleuchtete in seinem Habilitationsvortrag am 16. Juni die Ideologiekrise. Diese besagt, dass es einen liberalen Bias, also eine liberale Verzerrung in der Psychologie geben könnte, die den wissenschaftlichen Fortschritt behindert. Anhand der klaren Studienlage konnte er zeigen, dass es diese liberale Überrepräsentation in der Psychologie tatsächlich gibt. Für die Forschung ist das problematisch, da sich die liberale Prägung einer überwältigenden Mehrheit von Psychologinnen und Psychologen auf die Art der Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse ihrer Forschung auswirkt.
Doch die Ideologiekrise hat auch etwas Gutes: „Krisen in der Wissenschaft sind wichtig, weil sie die Chance bieten, Standards zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. So hat auch die Ideologiekrise dazu beigetragen, höhere Forschungsstandards anzuwenden, die differenzierte Erkenntnisse ermöglichen und schnellen Generalisierungen entgegenwirken“, so das Fazit des Psychologen.