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20.3.2024
Welche Potenziale bietet der Einsatz von ChatGPT und Co. an Schulen? Und welche Gefahren birgt der Einsatz? Wo ist es sinnvoll, KI einzusetzen? Macht Künstliche Intelligenz Lehrer*innen überflüssig?
Über diese und weitere Fragen rund um KI an Schulen sprach die Direktorin des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) Prof. Dr. Ulrike Cress am Freitag, den 15. März 2024, mit ARD-Moderator Sven Lorig im Morgenmagazin der ARD.
Cress betonte, dass besonders die individuellen Fördermöglichkeiten für Schüler*innen durch KI neue Potenziale bieten. Unterricht so an die jeweiligen Fähigkeiten des Schülers oder der Schülerin anpassen zu können bedeutet, Langeweile zu verhindern. Denn, so Cress: „Nichts ist langweiliger als in der Schule unter- oder überfordert zu sein.“
Individuelle Fördermöglichkeiten
Cress setzt die große Hoffnung in die KI, den individuellen Lernlevel der Schüler*innen zu ermitteln, um maßgeschneiderte Aufgaben für jedes einzelne Kind stellen zu können. Die KI muss dafür aber noch einen Schritt weiterkommen, erklärt Ulrike Cress: „Die Lernpsychologie und Lernforschung hat jahrelang sogenannte tutorielle Systeme entwickelt, die dies bereits exakt können, die aber sehr aufwendig zu entwickeln sind. Und die KI ist in der Phase, wo sie kurz davor ist, quasi genau die gleiche Leistung zu bringen, aber dafür ist noch Entwicklungsaufwand zu leisten.“
Macht KI Lehrer*innen überflüssig?
Auf die Frage, ob KI Lehrkräfte überflüssig machen wird, wenn KI Schüler*innen bewertet, hat Cress eine klare Antwort: Die Lehrkraft werde nicht überflüssig, sondern soll Hilfe sein, um adaptiv auf einzelne Schüler reagieren zu können. „Natürlich ist Unterricht mehr als die Bewertung“, so Cress. Unterricht sei ein Geschehen, das in der Klasse stattfindet, mit Gesprächen, Reflexion, Nachdenken, Anstrengung - und damit auch Lernen.
Die KI könne hier als intelligent zu nutzendes Werkzeug einzelne Punkte unterstützen, aber niemals den gesamten Unterricht übernehmen. Darüber hinaus hebt Cress die Notwendigkeit, die Schreibfähigkeit von Kindern weiter ausreichend zu fördern, hervor: „Es braucht eine Basiskompetenz. Kinder müssen schreiben bis zur 7., 8. Klasse, dann können Sie das sehr gut und erst dann macht es Sinn, mit der KI gemeinsam zu schreiben. Das heißt zu lernen, die KI zu fragen - also zu prompten.“
Konzepte sind nötig
Für den KI-Einsatz im Unterricht konkrete Konzepte zu entwickeln, sei eine wichtige Voraussetzung für die sinnvolle Nutzung der neuen Technologien. Lehrkräfteausbildung und -fortbildungen sowie entsprechende Materialien für Lehrer*innen müssen zunächst entwickelt werden, damit diese ChatGPT und Co. intelligent einsetzen können. Hierauf hat auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK), deren Mitglied Ulrike Cress ist, kürzlich in ihrem Impulspapier „Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem“ hingewiesen.
Zum ARD-Beitrag mit anschließendem Interview mit Prof. Cress: