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27.3.2024
Mit einer gemeinsamen Gegendarstellung zum vielbeachteten Karolinska-Statement haben sich Bildungsforscher*innen und -praktiker*innen im „Online-Magazin Schulmanagement“ zu Wort gemeldet. Zu den Autor*innen des Textes gehören neben namhaften weiteren Akteur*innen aus dem Bildungsbereich unter anderem auch unsere IWM-Direktorin Prof. Dr. Ulrike Cress sowie Prof. Dr. Peter Gerjets, Leiter der Arbeitsgruppe Multimodale Interaktion am IWM.
Das renommierte schwedische Karolinska-Institut ist bekannt für seine Forschung und Ausbildung in Medizin und Gesundheitswissenschaften und hatte im April 2023 eine in Folge auch in Deutschland breit rezipierte Stellungnahme veröffentlicht: Die Forschung habe gezeigt, dass die Digitalisierung der Schulen mit häufiger Nutzung von digitalen Endgeräten im Unterricht starke negative Wirkungen auf den Wissenserwerb der Schülerinnen und Schüler habe, vor allem auf deren Konzentration und Lernverhalten.
Wichtiger Diskussionsanstoß, aber in Schwarz-Weiß-Sicht
In der aktuellen Gegendarstellung zum Karolinska-Statement würdigen die Autor*innen das Statement als wichtigen Diskussionsanstoß. Jedoch betonen sie, die Stellungnahme des Karolinska-Instituts sei „gekennzeichnet von starken Vereinfachungen, und die weithin undifferenzierte Rezeption in Deutschland hat ihren Teil dazu beigetragen, dass aus einem relativ simplizistischen Text eine breite Klage über die wahrgenommenen Gefahren der Digitalisierung entstanden ist, die teilweise sogar in die Forderung eines Stopps der Digitalisierung mündete.“
Kaum etwas davon sei wissenschaftlich gerechtfertigt.
Weniger Digitalisierung an deutschen Schulen? Nein!
Die Autor*innen der Gegendarstellung sind der Meinung: „Es ist die Qualität und nicht die Quantität der Nutzung von Technologie im Unterricht, die bedeutsam für erfolgreiche Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern ist.“ Die Forschung habe gezeigt, wie digitale Technologien das Lehren und Lernen verbessern können.
Deshalb plädieren sie für einen zukunftsgerichteten Blick und einen intelligenten Einsatz der neuen Technologien: „Wir sind in der Diskussion über Fragen zur Ausstattung mit Technologie hinaus und sollten nun nicht wieder zwei Schritte zurückgehen. Anders ausgedrückt: Es geht nicht um das OB, sondern das WIE gelingender digitaler Transformation an Schulen.“
Vor zwei möglichen kurzsichtigen Reaktionen warnen die Bildungsforscher*innen und -praktiker*innen deutlich: erstens sollten „die Maßnahmen aus anderen Ländern (…) für Deutschland nicht blind übernommen werden“ und zweitens: „Maßnahmen und Projekte müssen auf Evidenz und ihr Potenzial kritisch geprüft werden“.
Weitere Informationen:
„Wir sollten uns nicht durch die Stellungnahme des Karolinska-Instituts beirren lassen“. Eine Gegendarstellung von Tim Fütterer, Peter Gerjets, Ulrike Cress, Andreas Lachner, Detmar Meurers, Olaf Köller, Frank Fischer, Katharina Scheiter, Ralph Müller-Eiselt, Florian Nuxoll, Patrick Bronner, Bob Blume, Ulrich Trautwein im Online-Magazin Schulmanagement.