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30.5.2025
Artikel in ZEIT und Tagesspiegel mit Zitaten von Peter Gerjets
Unsere Fähigkeit zu lesen wandelt sich – geprägt durch neue, digitale Lesegewohnheiten. Seit Jahren lässt sich ein Rückgang der Lesekompetenz bei Schüler*innen beobachten. Welche Konsequenzen hat das für Bildungseinrichtungen wie Schulen und Hochschulen? Und was bedeutet es für jede*n Einzelne*n von uns?
Mit diesem aktuellen Themenkomplex haben sich in letzter Zeit zwei Artikel im Tagesspiegel und der ZEIT beschäftigt, in denen als Experte unter anderem der Lernforscher Prof. Dr. Peter Gerjets zitiert wurde. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe Multimodale Interaktion am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) und Professor für Lehr-Lernforschung an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
„Texte zu verstehen, ist aktive, mentale Arbeit. Man kopiert nicht einfach Fakten, sondern konstruiert eigenständig neue Zusammenhänge, entwickelt Vorstellungen und verknüpft Informationen miteinander“, erklärt Gerjets im Tagesspiegel. Denn Lesen ist keinesfalls eine passive Tätigkeit, sondern anstrengend und damit auch anregend für unser Gehirn. Um längere Texte erfassen zu können, benötigt es Konzentration, bei der etwa ein regelmäßiger Blick auf das Smartphone zwischendurch stören kann.
„Wenn ich mich in einer bestimmten Situation befinde, aktiviert das Gehirn automatisch ein gewohntes Verhalten. Was das Lesen betrifft, haben wir uns inzwischen Gewohnheiten angeeignet, die einer tiefen Verarbeitung der Inhalte oft im Wege stehen“, so Gerjets im Tagesspiegel.
Teilweise helfe es Lesenden, mit dem Finger Zeile für Zeile des Gelesenen zu verfolgen: „Wir konnten in Tests zeigen, dass die Nähe der Hand zu Lernmaterialien die Verarbeitung verbessert, weil jene Kontrollmechanismen im Gehirn stärker aktiviert werden, die für gezielte Aufmerksamkeit und das Unterdrücken von Ablenkungen zuständig sind“, sagt Gerjets.
Zum Thema KI und deren Nutzung erklärt er: „In der Schule oder im Studium geht es zunächst darum, eigene Fähigkeiten zu entwickeln – also zu schreiben, zu denken, zu strukturieren. Wenn das sitzt, kann KI helfen, Ideen zu kombinieren oder Texte zu entwerfen.“
Auch im Artikel in der ZEIT betont der Lernforscher Gerjets: „Die Kompetenz zum kritischen Lesen ist heute nötiger als jemals zuvor." Und er plädiert mit Blick auf Hochschulen dafür, den Studierenden durchaus wieder das Lesen längerer Texte verstärkt zuzumuten – damit sie dadurch profitieren können.
Zu den Artikeln (kostenpflichtig):
Lesekrise im Kopf? : Wer diesen Text schafft, wird wieder lesen können, Tagesspiegel (25.5.2025)
Lesekompetenz: Ein Buch lesen? Ganz?!, ZEIT (03.05.2025)